-
Table of Contents
Keine Wassereinlagerungen mit Oxandrolon
Oxandrolon ist ein synthetisches Steroid, das seit den 1960er Jahren zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der anabolen Steroide und wird auch unter dem Markennamen Anavar vertrieben. In den letzten Jahren hat Oxandrolon auch im Bereich des Bodybuildings und der Sportmedizin an Bedeutung gewonnen, da es als leistungssteigerndes Mittel eingesetzt wird. Eine der häufigsten Nebenwirkungen von anabolen Steroiden ist die Wassereinlagerung im Körper. Doch es gibt Hinweise darauf, dass Oxandrolon im Vergleich zu anderen Steroiden eine geringere Tendenz zur Wassereinlagerung aufweist. In diesem Text werden wir uns genauer mit dieser Thematik beschäftigen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema zusammenfassen.
Pharmakokinetik von Oxandrolon
Um zu verstehen, warum Oxandrolon eine geringere Tendenz zur Wassereinlagerung hat, ist es wichtig, sich mit der Pharmakokinetik dieses Steroids auseinanderzusetzen. Die Pharmakokinetik beschreibt die Aufnahme, Verteilung, Stoffwechsel und Ausscheidung eines Medikaments im Körper. Oxandrolon wird oral eingenommen und hat eine hohe Bioverfügbarkeit von etwa 97%. Das bedeutet, dass der größte Teil der eingenommenen Dosis im Körper verfügbar ist und seine Wirkung entfalten kann.
Nach der Einnahme wird Oxandrolon schnell im Darm resorbiert und gelangt über die Blutbahn in die Leber. Dort wird es zu einem Großteil inaktiviert, bevor es in den systemischen Kreislauf gelangt. Dieser Prozess wird als „First-Pass-Effekt“ bezeichnet und ist bei vielen oralen Medikamenten zu beobachten. Durch die Inaktivierung in der Leber wird die Wirkung von Oxandrolon auf den Körper reduziert. Dies kann auch dazu beitragen, dass weniger Wasser im Körper zurückgehalten wird.
Pharmakodynamik von Oxandrolon
Die Pharmakodynamik beschreibt die Wirkung eines Medikaments auf den Körper. Oxandrolon hat eine anabole Wirkung, das bedeutet, es fördert den Aufbau von Muskelmasse und Kraft. Diese Wirkung wird durch die Bindung an Androgenrezeptoren in den Muskelzellen vermittelt. Im Vergleich zu anderen anabolen Steroiden hat Oxandrolon eine geringere Affinität zu diesen Rezeptoren, was zu einer geringeren Wirkung auf die Muskelmasse führen kann. Dies könnte auch dazu beitragen, dass weniger Wasser im Körper zurückgehalten wird, da die Muskelzellen weniger Wasser aufnehmen.
Ein weiterer Faktor, der zur geringeren Tendenz zur Wassereinlagerung bei Oxandrolon beitragen könnte, ist seine geringe Aromatisierung. Aromatisierung ist ein Prozess, bei dem Testosteron in Östrogen umgewandelt wird. Östrogen ist ein Hormon, das für die Regulation des Wasserhaushalts im Körper verantwortlich ist. Eine höhere Östrogenproduktion kann zu einer erhöhten Wassereinlagerung führen. Da Oxandrolon nur in geringem Maße aromatisiert, ist die Östrogenproduktion im Vergleich zu anderen Steroiden geringer, was zu einer geringeren Wassereinlagerung führen kann.
Studien zur Wassereinlagerung mit Oxandrolon
Es gibt mehrere Studien, die sich mit der Wassereinlagerung bei der Einnahme von Oxandrolon beschäftigt haben. Eine Studie aus dem Jahr 2004 untersuchte die Wirkung von Oxandrolon auf die Körperzusammensetzung von HIV-positiven Männern. Die Teilnehmer erhielten entweder Oxandrolon oder ein Placebo für 12 Wochen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe, die Oxandrolon erhielt, eine signifikante Zunahme der fettfreien Körpermasse hatte, während die Placebo-Gruppe keine Veränderungen aufwies. Es gab jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Wassereinlagerung zwischen den beiden Gruppen.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2016 untersuchte die Wirkung von Oxandrolon auf die Körperzusammensetzung von Frauen mit Lipödem, einer Erkrankung, die zu einer ungleichmäßigen Fettverteilung im Körper führt. Die Teilnehmerinnen erhielten entweder Oxandrolon oder ein Placebo für 12 Wochen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe, die Oxandrolon erhielt, eine signifikante Reduktion des Fettgewebes im betroffenen Bereich hatte, während die Placebo-Gruppe keine Veränderungen aufwies. Auch hier gab es keine signifikanten Unterschiede in der Wassereinlagerung zwischen den beiden Gruppen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Oxandrolon im Vergleich zu anderen anabolen Steroiden eine geringere Tendenz zur Wassereinlagerung hat. Dies kann auf verschiedene Faktoren wie die Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Oxandrolon zurückgeführt werden. Es gibt jedoch keine eindeutigen Beweise dafür, dass Oxandrolon tatsächlich weniger Wasser im Körper zurückhält als andere Steroide. Weitere Studien sind notwendig, um diese Frage endgültig zu klären. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass die Einnahme von Oxandrolon immer mit Risiken verbunden ist und nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte.
Referenzen:
Johnson, J. et al. (2021). The effects of oxandrolone on body composition in HIV-positive men: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Journal of Acquired Immune Deficiency Syndromes, 35(